Abendeskalationen bei Beerenduft

Erkältungen, Weihnachtsfieber, Entwicklungssprünge, Ferienbedarf – irgendwie trifft bei uns immer alles auf einmal zu. Und wie so häufig in diesen Situationen musste ich wieder feststellen: Ich bin nicht wie Connis Mama.

Die meisten Eltern kennen die Geschichten von Conni und ich habe vor einer Weile einen witzigen Blogbeitrag über die „perfekte“ Conni-Mama gelesen, die immer alles richtig macht und immer weiß, wie man pädagogisch korrekt reagiert. Sie hätte sicherlich auch heute gewusst, wie man würdevoll und stressfrei durch den Abend kommt, ohne dass dabei die praktische Kurzhaarfrisur verrutscht.Eigentlich war der Tag gar nicht so wild – kurz vor Weihnachten, Papas erster Urlaubstag, To Do – Listen abarbeiten (Urlaub mit Kindern ist halt nicht Urlaub wie früher). Leider aber auch: zwei Kinder mit fetter Erkältung und das kleinere von ihnen mal wieder im Entwicklungsschub. Selbiges wird zu diesen Phasen hin immer plötzlich wieder tapsig und unsicher und neigt zu Unfällen. Diese Tapsigkeit zeigte sich dann plötzlich wieder nach dem Abendessen – mit der großen Schwester durch Haus gerannt und laut kichernd Fangen gespielt, ZACK, Sturz auf die Fliesen. Nasenbluten und aufgeplatzte Lippe. Sicherlich hätte Connis Mama es geschafft, die Blutung fix zu stoppen, souverän eine Kühlung einzuleiten und das Kind zu beruhigen und dann die passende Salbe oder das entsprechende Globuli-Fläschchen aus dem Medizinschrank gezogen. Naja, sagen wir mal, es lief nicht ganz so ab bei uns. Ich muss aber stolz sagen, dass wir ruhig geblieben sind, trotz eines ordentlichen Schwalls Blut aus der Babynase und unsere jüngere Tochter ist wirklich tapfer und zäh.

Nachdem sich alles beruhigt hatte, begann wieder die allabendliche Zu-Bett-Geh Zeremonie. Ferienreife, erkältete und auf Weihnachten wartende Kinder sind nicht immer die entspanntesten Zeitgenossen. Da sich der Mann mal kurz mit einem dringenden Bedürfnis aus der Affäre gezogen hatte, versuchte ich ganz schnell, ein Bad für die erkältete große Tochter einzulassen. Diese wählte dann auf meinen Vorschlag hin dann auch das Einhorn-Bad aus dem Adventskalender für heute aus und kippte den Inhalt des Tütchens fröhlich in die Badewanne. Wir schauten den lila Schlieren zu, die sich im Wasser ausbreiteten und schnupperten den nur für Erwachsenennasen aufdringlichen Beerenduft, während sich in der Wanne langsam ein Schaumberg auftürmte. In diesem Moment bemerkte ich, dass die jüngere Tochter sich dank meiner Ablenkung der Klobürste bemächtigt hatte und diese mit großer Konzentration über den Badezimmerboden wischte. Erschrocken riss ich ihr die Bürste aus der Hand, und versuchte das laut protestierende Fast-Kleinkind festzuhalten, während ich mit der anderen Hand und Klopapier die Wasserlachen aus dem Klobürstenbehälter wegwischte. (Bei Connis Mutter wäre das nicht passiert, sie hätte die Kleine nicht aus den Augen gelassen und zudem sicherlich sofort Sagrotanspray und Wischmop herbeigeholt…nur, was hätte sie mit dem Baby so lange angestellt?)

Der Schweiß stand mir bereits auf der Stirn (auch dank des auf volle Pulle laufenden Heizers), da gellte ein lauter Schrei der Entrüstung in mein Ohr. [Anm.: Nur Rabenmütter denken jetzt ‚Was ist denn nun schon wieder los, Himmelherrgott?‘! Connis Mutter sagt vielleicht etwas wie: ‚Ja mein Schatz, wieso bist du denn so aufgebracht?‘] Der vom Einhornbadeschaum verursachte Schaumberg war zu groß und sollte augenblicklich aus der Badewanne entfernt werden, denn SO KANN ICH NICHT TAUCHEN!!! Ja, HÄTTE man mir den Wunsch des Tauchens mal früher mitgeteilt, hätte ich natürlich selbiges Problem schon im Voraus zu bedenken gegeben. Hatte ich aber nicht. Definitiv ein Grund zum Ausrasten, ganz klar. Ich dachte ja, die Trotzphase hätten wir hinter uns gelassen. Egal. Ganz und gar nicht Conni-Mama-like weigerte ich mich, das eingelassene Bad durch ein anderes ohne Schaum zu ersetzen und drohte mit Fernsehverbot, wenn mein Kind nicht umgehend die Wanne betreten und sich waschen werde, sowie weiter in diesem Tonfall herumschreie. Dann kam im passenden Moment die kleine Elster dazwischen und klaute dem großen Kind noch schnell das Haargummi, woraufhin ein kurzer Ringkampf entstand, den ich leider nicht so elegant lösen konnte, wie ich es gerne getan hätte. Es wurde sehr laut im Badezimmer, der zurückgekehrte Mann klinkte sich noch mit ein und nach dem Höhepunkt der Eskalation beruhigte sich dann alles langsam wieder.

Ich durfte (musste?) mir zur Belohnung noch einige Folgen Conni anschauen und mich wie eine Rabenmutter fühlen, während Connis Mutter mir durch den Bildschirm eine lange Nase drehte und pädagogisch wertvoll mit ihrer Tochter die Adventskranzkerzen selbst herstellte. Nun liegen beide Kinder laut hustend im Bett und wir dürfen uns ein wenig ausruhen. Schönen Abend allerseits.

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