Und täglich grüßt die Müdigkeit

Szene aus dem Familienalltag / Nr. 45: Familie A. bringt die Kinder ins Bett

18:45 Uhr. Küche.

Das Abendessen ist beendet, die Küche weitgehend wiederhergestellt, es liegt überall Babyspielzeug herum. Frau A. schnappt sich das lautstark und wild umherkrabbelnde Baby (Kind 2) und nimmt es mit nach oben. Ihr Mann nimmt sich der Vierjährigen (Kind 1) an.

Die Familie findet sich im Bad ein. Das Baby krabbelt laut rufend hin und her, während die Große ihr Geschäft erledigt und die Eltern versuchen sich zu organisieren. Überall liegt Babyspielzeug herum.

Kind 1 wirft seine Kleidung auf den Boden und begibt sich ausnahmsweise freiwillig zur Dusche. Kind 2 zieht sich an der sich füllenden Babywanne hoch und fischt blitzschnell den schaumigen Waschlappen heraus. Es lutscht in sofort ausgiebig ab und stürzt dann mit Schaum am Mund beinahe in die Wanne.

Während Kind 1 lautstark zum Duschen angehalten wird, aber lieber mit dem Wischer die Glasscheiben abwischt, wehrt sich Kind 2 vehement mit lautem Protestgeheule gegen das Ausziehen. Es will SOFORT in die Wanne. Der Wäscheberg erweitert sich um eine volle Windel.

Kind 2 setzt beim Baden das ganze Bad freudig unter Wasser – es läuft schon an den Wänden herunter – während Kind 1 heute tatsächlich einmal brav und ohne Geschrei duscht. Die Geräuschkulisse ist allerdings so auch schon beeindruckend genug. Während Kind 2 unter lautem Protestgeheul wieder die Wanne verlassen musste, der Mutter durch die Hände flutscht und erstmal über den Badezimmerboden zur Dusche robbt, wird Kind 1 abgetrocknet.

Die Wanne muss weg, sie steht im Weg und wird schon wieder von Kind 2 angepeilt. Der schwitzende Familienvater (Tür muss zu sonst haut das Baby ab) steigt todesmutig über 3 Personen auf dem Boden und balanciert die Babywanne dabei zur Badewanne. Geschafft.

Kind 1 muss sich anziehen, Zähne putzen, kämmen – dabei muss auf Kind 2 aufgepasst werden, welches sich an jeder nur erdenklichen Erhebung hochzuziehen versucht und dann hineinbeißt. Kind 1 bekommt einen Schreikrampf, weil Kind 2 in seinen Schlafanzug beißen will.

Die Mutter springt in Windeseile in die Dusche (Baby ist müde, braucht aber vermutlich Stunden zum Einschlafen). Kind 2 entwischt dem kämmenden Vater, erklimmt die glatte Duschabtrennung, der Vater fängt es schnell wieder ein. Kind 1 wird fertiggemacht, Mutter duscht so schnell, dass die dabei fast zu schwitzen anfängt. Kind 2 kotzt auf den Badezimmerboden. Kind 1 kommentiert: „Ene mene meck, Kotze weg – hex, hex!“ Der Vater schwitzt noch mehr. Kein Spucktuch da, na klar. Schlafanzug schmutzig . Ok, geschafft. Badezimmerboden voller Kleidung, Windeln, Spielzeug, Handtücher, Haare, Wassertropfen.

Ab nach unten, zwei Folgen schauen vorm Ins-Bett-Gehen. Der Vater schaltet die Folgen ein, die Mutter bereitet die völlig unnötige Flasche vor, das Baby verweigert die Flasche von jedem der Anwesenden und turnt lieber im Affenzahn übers Sofa. Kind 1 übernimmt das Trinken der Flasche – ach Mist, die Zähne waren doch schon geputzt.

Kind 1 handelt eine dritte Folge aus, Kind 2 macht nur noch Krach und wird zu Bett gebracht. Beim Stillen windet es sich hin und her, kichert irre, hört auf zu trinken, pult im Ohr seiner Mutter, wirft sich auf sie, haut auf ihre Brille, zieht an ihren Haaren, knabbert am Rausfallschutz und lässt sich nach 15 min Turnen endlich in den Arm nehmen um sich bei weiterem Stillen zu beruhigen. Währenddessen diskutiert Kind 1 nach den Aussaugen der Schnupfennase über die richtige Gute-Nacht-Geschichte und möchte sich noch 1, 2, 100 Bücher ansehen,weil es nicht einschlafen kann.

Um 20:23 Uhr schlafen beide Kinder, die Mutter denkt darüber nach, welche der Tätigkeiten im Haushalt sie nun am dringendsten noch erledigen sollte, entscheidet sich für : Keine, weil todmüde! und denkt über Abstillen und Schnaps nach…achso, aber Kind 2 nimmt ja keine Flasche. Der Vater gießt im Halbschlaf den Garten und denkt über Bier und eine einsame Insel nach.

Will noch irgendjemand wissen, wieso Eltern müde sind?

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